Der Bahnhofsplatz und seine Geschichte

Das Projekt
Das Projekt einer Eisenbahnlinie, die Collonges, Annemasse und Thonon verbindet, geht auf ein Dekret von Napoleon III. vom 22. Dezember 1860 zurück, aber es sollte noch 20 Jahre dauern, bis die Linie tatsächlich in Betrieb genommen wurde.

Die Streckenführung der Eisenbahnlinie
Der Staat passt den Verlauf der Linie an die Grenze an, denn 1860 ist es undenkbar, dass französische Soldaten mit dem Zug in der Schweiz halten oder gar durch die Schweiz fahren könnten. Die Abgrenzungen der Gemeinden werden hingegen nicht berücksichtigt. Die Trasse isoliert einen Teil von Ambilly und der für den Bahnhof von Annemasse gewählte Standort befindet sich in Ville-la-Grand! Dies war eine Enttäuschung für die Abgeordneten von Annemasse, die gehofft hatten, dass der Zug in Château-Rouge, dem damaligen neuralgischen Zentrum des Ortes, eintreffen würde. Nach Verhandlungen konnten sich die drei Gemeinden jedoch auf einen Grundstückstausch einigen und der Stadtrat dachte über eine Erweiterung von Annemasse in Richtung des Bahnhofs nach.

Annemasse: ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt
1880 wurde der Bahnhof schließlich eingeweiht und die Compagnie PLM, Paris-Lyon-Marseille, wurde mit dem Betrieb beauftragt. Drei Jahre später, am 10. Juli 1883, wurde die Linie "Annemasse-La Roche" eingerichtet. Im selben Jahr weckte ein Erdrutsch auf der Strecke Bellegarde-Genf das Interesse der Schweiz an dem Projekt zur Schaffung einer Linie Cornavin-Annemasse, und so wurde im Juni 1888 schließlich die Linie Annemasse-Vollandes, später Genf-Eaux-Vives genannt, eröffnet! Schließlich wurde zwischen 1888 und 1891 durch den Bau der Linie Annemasse-Sixt eine Verbindung zwischen Annemasse und dem Giffre-Tal geschaffen. Von da an entwickelte sich der Bahnhof von Annemasse zu einem echten Eisenbahnknotenpunkt.

Der Bahnhof als Entwicklungsfaktor
Die Ankunft des Zuges führte zu einer radikalen Veränderung des Ortes. Im Jahr 1883 wurde die Schaffung eines Stadtzentrums rund um den heutigen Place de la Mairie geplant. Es wird durch eine neue Straße, die heutige Avenue de la gare und Rue de la gare, mit dem Bahnhof verbunden. Außerdem werden der Place du Triangle (heute Place Jean Deffaugt), die Rue du Mont-Blanc, die Rue du Nord (heute Rue du Docteur Favre), die Rue du Môle und die Rue des Alpes geplant! Von der Eisenbahn angezogen, ließen sich Geschäfte, Hotels und Fabriken nieder und die Wirtschaft entwickelte sich. Während Annemasse 1876 nur 1221 Einwohner hatte, waren es 1911 bereits 3300, 1926 6000 und 1936 8000!

Ort der Durchreise
Auch der Zug fördert den Grenzübertritt auf beiden Seiten der Grenze. Zwischen 1914 und 1918 wurden in Annemasse Tausende von Flüchtlingen und Repatriierten, Frauen, Kindern und alten Menschen durchgeschleust, die aus den Kampfgebieten geflohen waren oder von dort evakuiert worden waren. Während des Zweiten Weltkriegs war der Bahnhof auch ein strategisch wichtiger Ort für diejenigen, die den nationalsozialistischen Unterdrückern entkommen wollten. Mehrere Eisenbahner nahmen im Übrigen aktiv an der Résistance teil.

Das Gebäude des Bahnhofs
Der architektonische Stil des Bahnhofsgebäudes kann als klassisch III. Republik bezeichnet werden. Die Bauarbeiten dauerten von 1978 bis 1980. Danach kommen weitere Nebengebäude hinzu, darunter die Rotunde, die für die Unterbringung und Reparatur von bis zu 48 Lokomotiven vorgesehen ist, die Agenturen des Zolls, dann die Halle Tapponnier, das Bahnhofsbuffet und das Lernzentrum. Die Fassade des Bahnhofs wurde im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Im Jahr 1920 wurde ein Vordach hinzugefügt, das 1960 durch einen verglasten Vorbau ersetzt wurde, der wiederum in den 1980er Jahren abgebaut wurde. Mit der Einführung der CEVA (Cornavin-Eaux-Vives-Annemasse) und der Ankunft des Léman Express wurde das Gebäude weiter umgebaut. Die Rotunde wurde 2017 abgerissen und der alte Bahnhof in ein neues, modernes, helles und vollständig verglastes Gebäude integriert.